Bekannte Dopingfälle

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Verlässlich dokumentierte Dopingfälle im Sport gibt es erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts:

1865 Erster Dopingfall

Der erste Dopingfall wurde unter Schwimmern beim Amsterdamer Kanalevent dokumentiert. Beschrieben ist die Einnahme einer nicht näher benannten Substanz mit leistungssteigernder Wirkung.

1867 Gefährliche Mischungen

Bei den populären 6-Tage-Rennen bevorzugten die Franzosen Mixturen auf der Basis von Koffein während Belgier ein Gemisch aus Zucker und Ether einnahmen. Wieder andere nutzten alkoholische Getränke, Heroin, Kokain bzw. Nitroglyzerin.

1896 Erster dokumentierter Doping-Todesfall

In diesem Jahr ereignete sich der erste dokumentierte Dopingtodesfall im Radsport. Der englische Radrennfahrer A. Linton starb an Thyphus-Fieber, da sein Körper durch Dopingsubstanzen entscheidend geschwächt war und keine Abwehrkräfte aufbieten konnte.

1904 Doping bei Olympischen Spielen

Beim St. Louis-Marathon kollabierte der Gewinner Tom Hicks. Die Ärzte stellten fest, dass er vor dem Rennen Strychnin genommen und Cognac getrunken hatte.

1910 Fremd-Doping

James Jeffries behauptete nach seiner Niederlage gegen Jack Johnson, dass sein Tee mit unerwünschten Dopingmitteln kontaminiert gewesen sei, um ihn zu schwächen. Dies ist der erste dokumentierte Fall dieser Art. Viele ähnliche Dopingfälle ereigneten sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Boxsport.

1920 Künstliche Amphetamine

Amphetamine, eine im 20. Jahrhundert nicht nur im Sport weit verbreitete Substanzgruppe, wurden erstmalig 1920 synthetisiert.

Ab 1950 Weiterentwicklung des Dopings

In den fünfziger Jahren beginnt der Gebrauch von Doping-Substanzen stark zuzunehmen. Anabole Steroide werden zum Aufbau von Muskelmasse missbraucht. Seit diesem Zeitpunkt hat sich das Doping vom reinen "Wettkampf-Doping" mit stimulierenden Substanzen in die Trainingsphasen verschoben. Anabolika werden in dieser Zeit als die "ungefährliche Alternative zu lebensbedrohlichen Aufputschmittel" angepriesen. Ausgangspunkt für diese Entwicklung sind die USA und Russland.

1952 Doping bei Eislaufmeisterschaften

Bei den Eislaufmeisterschaften in Oslo wuchs die Besorgnis, als in den Schließfächern der Athleten Ampullen und Spritzen gefunden wurden.

1960 Erster olympischer Todesfall

Bei den olympischen Spielen in Rom starb der dänische Radrennfahrer K. Jensen an den Folgen von Amphetamin-Missbrauch.

1962 Erste systematische Amphetamin-Kontrollen im Radsport

Erstmals werden in Italien systematische Amphetamin-Kontrollen im Radsport durchgeführt: Bei der italienischen Straßenradmeisterschaft der Amateure, sie wurden vorher angekündigt, eine Strafandrohung gab es nicht, Ergebnis: Von 30 Proben bei 67 Teilnehmern waren 46,6% positiv (de Mondenard 1987).

1967 Weitere Todesfälle

1967 starben der 30-jährige britische Radrennfahrer Tom Simpson (Amphetamine) und der Läufer Dick Howard (Überdosis Heroin). 1968, ein Jahr später, starb der deutsche Boxer Jupp Elze nach einem Amphetamin-Cocktail.

ab 1974 Staatsplanthema 14.25

Im Rahmen des sportlichen Wettrüstens der großen Sportnationen wird in Ostdeutschland per Geheimplan staatlich verordnetes Doping durchgeführt. Teilweise werden Athleten dazu gezwungen, teilweise im Unklaren gelassen, nicht wenige Athleten und Trainer wussten davon. Mittlerweile bekommen die Opfer dieses Systems staatliche Entschädigungszahlungen und Hilfe.

1976 Aberkennung von Goldmedaillen

Bei den Olympischen Spielen in Montreal wurden dem polnischen Athleten Z. Kaczmarek und dem bulgarischen Athleten V. Khristov, beide Gewichtheber, die Goldmedaillen aberkannt, nachdem sie des Dopings überführt worden waren.

1987 Tod der deutschen Leichtathletin Birgit Dressel

Todesursache ist ein allergischer Schock durch den Missbrauch von mehr als 100 verschiedenen Medikamenten.

1988 Dopingfall Ben Johnson

Der kanadische 100m Rekordläufer Ben Johnson wird bei den Olympischen Spielen in Seoul positiv auf das anabole Steroid Stanozolol getestet.

1992 Deutsche Dopingaffäre um Springstein

Im Dopingfall um Katrin Krabbe, Grit Breuer, Manuela Derr und ihren Trainer Thomas Springstein entbrennt ein mehrjähriger Rechtsstreit.

1993 Positive 4er Staffel

Die österreichische Sprint-Staffel mit Andreas Berger, Franz  Ratzenberger, Thomas Renner und Gernot Kellermayr wird kollektiv des Anabolika-Dopings mit Metandienon überführt. Berger, Hallen-Europameister von 1989 über 60 m, gibt im TV im Namen seiner Kollegen Doping zu und beendet seine Karriere.

1996 Tod des österreichischen Bodybuilders Andreas Münzer

Andreas Münzer stirbt an multiplen Organversagen infolge massiven Medikamentenmissbrauchs.

1998 Festina-Skandal bei Tour de France

Die bis zu diesem Zeitpunkt größte Dopingaffäre der Sportgeschichte erschüttert das wichtigste Radrennen der Welt, nachdem bei Willy Voet, einem Betreuer der Mannschaft Festina (mit den Stars Richard Virenque und Alex Zülle), große Mengen unerlaubter Substanzen (z.B. EPO) gefunden werden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt und führt mehrere Razzien in den Mannschaftshotels durch.

1999 EPO-Skandal um Francesco Conconi, Michele Ferrari und CONI

Professor Conconi galt als der führende Trainingswissenschaftler Italiens, Dr. Ferrari ist einer seiner bekanntesten Schüler. Beide Namen sind eng verbunden mit der Leistungssteigerung im Hochleistungssport durch EPO. Die Namensliste der von beiden betreuten Radrennfahrerelite ist lang. Beide standen in getrennten Verfahren in Italien vor Gericht.

2002 Blutbeutelaffäre von Salt Lake City

Nach der Abreise der österreichischen Sportler von den  olympischen Winterspielen in Salt Lake City werden im Haus der österreichischen Langläufer mehrere Spritzen und Blutbeutel gefunden, wodurch ein Dopingverdacht entsteht. Es wird vermutet, dass Eigenblut entnommen, mit UV-Licht bestrahlt und dann wieder den Athleten rückgeführt wurde. Walter Mayer wird vom IOC lebenslänglich gesperrt.

2002 Disqualifikation eines dreifachen Goldmedaillen Gewinners

Der für Spanien startende deutsche Johann Mühlegg muss bei den  Olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City aufgrund einer positiven Dopinganalyse (EPO) alle Medaillen zurückgeben.

2003 BALCO-Affäre

Die BALCO-Affäre ist ein Dopingskandal um das amerikanische Unternehmen Bay Area Laboratory Co-Operative (BALCO). BALCO-Gründer und Inhaber Victor Conte, BALCO-Vizepräsident James Valente, der Trainer Greg Anderson und der Sprint-Trainer Remi Korchemny hatten über mehrere Jahre hochkarätige amerikanische und europäische Sportstars mit dem Designersteroid THG und Wachstumshormonen versorgt. Im Zuge der Balco-Affäre werden in den USA mehrere Sportprofis des Dopings überführt.

Prominenteste Vertreterin ist die Sprinterin Marion Jones, der daraufhin sieben Olympiamedaillen ebenso aberkannt werden wie ihrem Lebensgefährten Tim Montgomery sein Weltrekord im 100-m-Lauf. Jones muss wegen Falschaussage für 6 Monate ins Gefängnis und verliert ihr gesamtes Vermögen. Doppelweltmeisterin Kelli White wird für zwei Jahre gesperrt. Ansonsten werden ohne positiven Test nur noch der Baseballspieler Jason Grimsley gesperrt, obwohl auf den Kundenlisten der Firma auch zahlreiche andere Sportler stehen, von Sprint über Mittelstreckenlauf, Basketball, Boxen, Hammerwurf und Kugelstoßen, bis Football. Auch Judoka stehen unter Verdacht.

2004 Olympische Spiele in Athen

Durch die Intensivierung und Verbesserung der Dopingkontrollen werden bei und vor diesen Olympischen Spielen eine Vielzahl von Athleten positiv getestet.

Die griechischen Sprinter Kostas Kenteris und Ekaterini Thanou fingieren einen Motorradunfall und lassen sich zur angeblichen Behandlung in ein Athener Krankenhaus einliefern. Gerade zu dieser Zeit ist aber eine Dopingkontrolle angesetzt, der sie so entgingen. Unterdessen gilt Christos Tsekos, ehemaliger Trainer von Kostas Kenteris, als Hauptverantwortlicher dieses Skandals. Griechische Behörden finden in seinen Büros rund 1400 Packungen mit Anabolika und anderen verbotenen Substanzen.

Zwei Ungarn, der Hammerwerfer Adrián Annus und der Diskuswurf-Olympiasieger Róbert Fazekas, versuchen bei Urinkontrollen durch Fremdurin zu manipulieren und verweigern eine neuerliche Kontrolle. Annus muss seine Goldmedaille zurückgeben.

2006 Operation Puerto - Dopingskandal Fuentes

In den Dopingskandal Fuentes sollen vor allem der internationale Radsport, aber auch Sportarten wie Tennis und Fußball verwickelt sein. Ende Mai 2006 erreichen erste Informationen über die Dopingvorwürfe durch spanische Medien die Öffentlichkeit. Hauptfigur ist der Gynäkologe und damalige Teamarzt der Radsportmannschaft Liberty Seguros, Eufemiano Fuentes. Im Rahmen einer groß angelegten Razzia werden Manolo Saiz, sportlicher Leiter von Liberty Seguros, und Fuentes festgenommen. Bei dieser Razzia werden Blutbeutel, Dopingmittel und eine Liste mit vermuteten Codenamen von Radrennfahrern beschlagnahmt.

Im Mittelpunkt des Skandals stehen die suspendierten Tour-Favoriten Jan Ullrich, Ivan Basso und Francisco Mancebo sowie mehrere andere Radsportler, die möglicherweise gedopt haben. Der Italiener Ivan Basso gesteht als erster verdächtiger Fahrer, dass er Kunde des spanischen Dopingnetzwerks um Fuentes war. Er wird für zwei Jahre gesperrt. Michele Scarponi und Jörg Jaksche gestehen als einzige weitere Radsportler ebenfalls, in den Dopingskandal verwickelt zu sein.

2006 Dopingskandal um Floyd Landis

Wenige Tage nach Ende der Tour de France wird bekannt, dass Landis nach seinem umjubelten Comeback auf der 17. Etappe positiv auf Doping getestet wurde. In A- und B-Probe wurde ein deutlich erhöhter Testosteron / Epitestosteron-Quotient beobachtet, zudem wurde auch körperfremdes Testosteron gefunden.

2006 Dopingfall bei Olympiasieger, Weltmeister und Weltrekordler

Der amerikanische Sprinter Justin Gatlin gibt selbst eine positive A-Probe auf Testosteron bekannt. Gatlin wurde bereits während der Junior National Championships 2001 positiv auf Amphetamine getestet. Somit droht ihm als Wiederholungstäter eine lebenslange Sperre. Er einigt sich jedoch mit der United States Anti-Doping Agency darauf, zur Aufklärung des Falles beizutragen und insbesondere als Kronzeuge gegen seinen schon länger als verdächtig geltenden Trainer Trevor Graham auszusagen, woraufhin die Sperre reduziert wird.

2006 Razzia bei den Olympischen Winterspielen in Turin

Der österreichische Langlauftrainer Trainer Walter Mayer ist der Auslöser für eine Dopingkontrolle, die unter massivem italienischen Polizeieinsatz im Haus der österreichischen Langläufer und Biathleten bei den Olympischen Winterspielen 2006 am 18. Februar in Pragelato stattfindet. Mayer war schon im Zusammenhang mit der Blutbeutelaffäre von Salt Lake City 2002 aufgefallen.

Der Turiner Staatsanwalt Raffaele Guariniello erklärt, dass bei der Razzia über 100 Spritzen, 30 Schachteln mit Medikamenten und diverse Apparate für Bluttests und Transfusionen gefunden wurden. In der Nacht nach der Durchsuchungsaktion setzen sich die beiden österreichischen Biathleten Wolfgang Perner und Wolfgang Rottmann aus Italien ab. Tags darauf versucht Walter Mayer sich einer Verkehrskontrolle in Kärnten zu entziehen. Beim Versuch, eine Straßensperre zu durchbrechen, verursacht er einen Unfall und wird leicht verletzt.

2007 Dopingaffäre bei Team T-Mobile

Die Doping-Affäre Team Telekom findet im Jahr 2007 ihren Höhepunkt, nachdem der ehemalige Masseur der Mannschaft der Radsportmannschaft "Team Telekom", Jef D'hont, systematisches Doping unterstellt hatte und danach mehrere ehemalige Rennfahrer der Mannschaft (Bert Dietz, Christian Henn, Udo Bölts, Erik Zabel, Rolf Aldag, Brian Holm und Bjarne Riis) Doping mit Erythropoietin (EPO), zum Teil auch Cortison und Wachstumshormonen zugeben. Beteiligt sollen auch die Mannschaftsärzte Lothar Heinrich und Andreas Schmid von der Uni-Klinik Freiburg gewesen sein.

2007 Gedopte Haare

Im Oktober 2007 wird Brasiliens Ausnahmefußballer Romário im Alter von 41 Jahren positiv auf Finasterid getestet. Nach eigenen Aussagen benutzte er einige Monate lang ein Mittel gegen Haarausfall, das den verbotenen Wirkstoff beinhaltete. Finasterid wird auch zur Verschleierung von Dopingsubstanzen verwendet.

2007 Kokain im Tennis

Am 1. November 2007 gibt die Tennisspielerin Martina Hingis auf einer Medienkonferenz ihren Rücktritt vom Profitennis bekannt. Sie erklärt, dass ihr die Einnahme von Kokain aufgrund eines positiven Tests bei den Wimbledon Championships vorgeworfen wird. Die besagte Kontrolle hatte am 29. Juni 2007 in Wimbledon stattgefunden. Gleichzeitig bestreitet Hingis die gegen sie erhobenen Vorwürfe und meint, dass man ihr die betreffende Substanz in ihren Orangensaft getan hätte.

2007 Dopingfall Lichtenegger

Der Hürdenläufer Elmar Lichtenegger gibt seinen Rücktritt vom Sport bekannt, nachdem er zum zweiten Mal nach 2003 einen positiven Dopingbefund abliefert. Im August 2008 verhängt der Österreichische Leichtathletik Verband (ÖLV) gegen ihn aufgrund des Wiederholungsfalles eine lebenslange Sperre für alle nationalen und internationalen Wettkämpfe sowie für alle Sportarten.

2008 Gedopte Läuferinnen

Die österreichische Läuferin Susanne Pumper und die Slowenin Helena Javornik werden beim Eisbärlauf, einem von ihrem Verein LCC Wien organisierten Halbmarathon, positiv auf Erythropoetin (EPO) getestet. Beide werden für zwei Jahre gesperrt.

2008 Gedopte Triathletin

Die Triathletin Lisa Hütthaler wird positiv auf EPO getestet. Hütthaler versucht in Zusammenhang mit ihrem positiven Test, eine Mitarbeiterin in einem Labor in Seibersdorf, die ihre B-Probe analysieren sollte, mit 20.000 Euro dazu zu bringen, diese zu manipulieren. Sie selbst spricht in einem Interview sogar von 50.000 Euro. Sie belastet in ihren Aussagen auch den Kinderkrebsarzt Andreas Zoubek sowie den Sportmanager Stefan Matschiner als Doping-Lieferanten und -Verabreicher an. Aufgrund der Kronzeugenregelung wird ihre Sperre auf 18 Monate reduziert.

2008 Gedopter Bergkönig

Am 20. Juli 2008 setzt sich Bernhard Kohl als erster Österreicher in der Geschichte der Rundfahrt an die Spitze der Bergwertung bei der Tour. Diese Führung kann er bis zum Ende der Rundfahrt verteidigen. Die Tour de France selbst beendet er auf dem dritten Gesamtrang. Kohl wird ebenso wie sein Gerolsteiner-Teamkollege und Tour-Zimmernachbar Stefan Schumacher bei den Nachkontrollen der Tour-de-France-Dopingproben durch die französische Anti-Doping-Behörde AFLD positiv auf das EPO-Dopingmittel CERA getestet. Er wird von der NADA Austria für 2 Jahre gesperrt.

Kohl belastet in seinen Aussagen auch er seinen Ex-Manager Stefan Matschiner sowie weitere Hintermänner.

2009 Wiederholungstäter Pfannberger

Der österreichische Radprofi Christian Pfannberger wird bei einer Trainingskontrolle positiv auf EPO getestet. Daraufhin wird als Wiederholungstäter (nach einer Sperre 2004) für 20 Jahre gesperrt.