Dopinghandel - Schwarzmarkt

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Dopinghandel ist profitabler als Drogenhandel

Dopingsubstanzen und Medikamente wurden und werden mehr oder weniger einfach über folgende Bezugsquellen bezogen: Ärzte, Apotheken, Trainer, Betreuer, andere Sportler, Bekannte und Freunde, Internet, Schwarzmarkt.

Dopingsubstanzen und Medikamente wurden und werden mehr oder weniger einfach über folgende Bezugsquellen bezogen: Ärzte, Apotheken, Trainer, Betreuer, andere Sportler, Bekannte und Freunde, Internet, Schwarzmarkt.

Im Schwarzmarktbereich gibt es auch einen engen Zusammenhang zum Drogenhandel. Der Drogenhandel ist in vielen Ländern mittlerweile sehr streng reglementiert und wird hart bestraft. Dem steht gegenüber, dass viele Staaten (auch EU-Länder) bis heute nicht über geeignete Gesetze verfügen, um Dopinghändler zu verfolgen und zu verurteilen. So gesehen birgt der Dopinghandel weit weniger Risiko für die Dealer.

"Deutschen Zollfahndern ist der bislang größte Schlag gegen den illegalen Handel mit Doping- und Potenzmitteln gelungen. Die Beamten beschlagnahmten 1,3 Tonnen Anabolika mit einem Schwarzmarktwert von etwa 800.000 Euro. Die Mittel stammen aus China, dem Iran, dem Libanon und Spanien." (Quelle: Die Welt 11.03.08)

"Im Rahmen der von der amerikanischen Anti-Drogen-Behörde DEA gesteuerten Operation Raw Deal [27 Länder nahmen teil] wurden Anabolika, Wachstumshormon, Insulin und Rohstoffe zur Herstellung von Dopingmitteln beschlagnahmt. Der Wert der Drogen lag bei 50 Millionen Dollar, und sie kamen allesamt aus China, aus 37 Fabriken im Reich der Mitte, das im Jahr 2008 Gastgeber der Olympischen Spiele sein wird. Vertrieben wurden die Drogen übers Internet. Weltweit nahmen die Ermittler 124 mutmaßliche Dealer fest. (Quelle: Berliner Zeitung, 26.09.07)

"Dopingmittel im Schwarzmarktwert von 220.000 Euro haben Kriminalisten im Bereich des Flughafens Wien - Schwechat im Gepäcksaufbewahrungsraum eines Hotels sichergestellt. Die drei Reisetaschen enthielten 352.000 Tabletten Anabolika und 3.800 Ampullen mit Testosteron." (Quelle: Tageszeitung Österreich, 20.08.09)

Gesundheitsschädigende Fälschungen

Nicht selten werden Schwarzmarktprodukte in eigenen "Hinterhof-Labors" hergestellt. Die hygienischen Standards und die Qualität der verwendeten Rohstoffe sind oftmals erschreckend. So gibt es z.B. noch immer Indizien, dass das Wachstumshormon (seit 1985 gentechnologisch für medizinische Behandlungen hergestellt) aus der Hirnanhangsdrüse von Leichen (nicht nur Menschen) entnommen wird. Die Produkt-Etiketten renommierter Firmen und Medikamente werden gefälscht, sodass für den Abnehmer kein Unterschied feststellbar ist. Oft kommt die Wahrheit erst ans Tageslicht, wenn es zu gravierenden Nebenwirkungen durch die Verunreinigungen kommt.

Abnehmer

Geschätzte 20 Prozent aller Dopingmittel kommen über die wichtigste Handelsroute aus Russland nach Westeuropa und Nordamerika. Übersichtlich verhält es sich mit den Adressaten der Dopingdealer: rund 37 Prozent sind Sporttreibende, die Mehrheit Heranwachsende in Fitnessstudios, rund 40 Prozent Militärs und Polizisten, außerdem Angehörige des Showbusiness. Dazu kommen 20 Prozent noch immer falsch behandelte Patienten. Die Zahl der Doper schätzt der italienische Anti-Doping Kämpfer Alessandro Donati auf weltweit 31 Millionen. Diese Schätzung beruht aber nur auf Angaben aus zwanzig Ländern.

Absatzmarkt Breiten- und Freizeitsport

Primäre Absatz-Zielgruppe für legale und illegale Erzeuger ist allerdings nicht die vergleichsweise kleine Gruppe an dopenden Spitzensportlern, sondern die in absoluten Zahlen weit größere Gruppe an Breiten- und Freizeitsportlern. Dopende Leistungssportler sind hier zwar die "Vorbilder" und werden teilweise sogar als "Werbe-Ikonen" vermarktet, der große gesundheitliche, volkswirtschaftliche Schaden entsteht aber durch die breite Masse.

Überspitzt formuliert lebt der Medikamenten-missbrauchende Breitensportler sogar gefährlicher als der dopende Spitzensportler. Der Großteil der dopenden Spitzensportler wird mehr oder weniger regelmäßig medizinisch überwacht. Ist ein Arzt an dem Betrug beteiligt, so wird meist auch penibel geachtet, um die kalkulierbaren Risiken zu minimieren. Langfristige Schädigungen können selbstverständlich nicht abgeschätzt werden, da hier Medikamente - die ursprünglich für kranke Menschen entwickelt wurden - an völlig gesunde Personen in überhoher Dosierung und in Kombination mit andern Präparaten angewandt werden.

Im Vergleich zum dopenden Spitzensportler besorgt sich der betrügende Breiten- und Freizeitsportler seine Medikamente in Eigenregie und verwendet Informationen aus dubiosen Quellen. Tipps und ganze Doping-Anleitungen wildfremder Menschen (etwa aus dem Internet) werden bereitwillig befolgt. Eine medizinische Überwachung haben diese "Sportler" meist nicht.

Pharmafirmen verdienen am Schwarzmarkthandel

Nicht nur illegale Produzenten von Dopingsubstanzen und Medikamenten profitieren vom Schwarzmarkthandel, auch für Pharmafirmen ist dies ein lukrativer Markt. Durch massive Überproduktion einiger Medikamente lassen sich beträchtliche Gewinne erzielen.

So wird zum Beispiel das Wachstumshormon nur bei einer fehlerhaften Produktion des Körpers oder bei Kleinwuchs medizinisch verschrieben. Bei Untersuchungen der Verkaufszahlen in Sizilien und der Lombardei hat sich gezeigt, dass bei tatsächlicher medizinischer Anwendung jeder siebente Einwohner dieser Regionen kleinwüchsig sein müsste.

Der italienische Anti-Doping Kämpfer Sandro Donati hat 2004 einige der Absatzzahlen und Umsätze der Produzenten von EPO und Wachstumshormon zusammengetragen:

  • EPO (Amgen, Johnson & Johnson, Roche, Kirin, Sankyo) - 11,8 Billion $
  • Wachstumshormon (Serono, Biogen Idec, Roche, Novo Nordisk, Akzo Nobel, Lilly) - 1,8 Billion $

Ausgehend davon hat Donati den tatsächlichen medizinischen Bedarf mit den Absatzzahlen verglichen

  • EPO - auf 1 Patient kommen 6,8 "andere Benutzer"
  • Wachstumshormon - auf 1 Patient kommen 4,6 "andere Benutzer"

Der Umsatz und Markt für Steroide kann aufgrund der Größe und Möglichkeit der eigenen Herstellung nicht abgeschätzt werden, durch die leichte Verbreitung via Internet sind die Zahlen aber noch weit dramatischer einzuschätzen.

"Amgen setzte mit dem Präparat (EPO) innerhalb eines Jahres sechs Milliarden Dollar um. Ärztlich verordnet wurden allerdings nur Ampullen im Wert von 1,5 Millionen Dollar. Laut einer aktuellen Studie des belgischen Senats werden etwa 80 Prozent der jährlichen Produktion von EPO und 84 Prozent der Wachstumshormone weltweit illegal im Sport abgesetzt." (Quelle: FORMAT 32/08)